Im ersten Artikel zum Thema "Übernachten im Elektroauto" wurde erklärt, warum batterieelektrische Fahrzeuge in der Regel für eine Übernachtung gut geeignet sind, wenn man die Lehne der Rückbank umlegt. Jetzt fehlt noch eine geeignete Unterlage.
Die Auswahl einer geeigneten Matratze
Es gibt bereits kommerzielle Lösungen für den Einsatz in Autos wie das Dream Case, welches perfekt auf konkrete Fahrzeuge zugeschnitten ist. Ein Schwachpunkt dieser Variante ist der hohe Preis, der sich für Gelegenheits-Camper kaum lohnt. Auch die Größe des Teils im zusammengelegten Zustand eignet sich nicht dafür, immer mitgeführt zu werden für spontane Vorhaben.
Auch im Model S entsteht nach dem Umlegen der Rücksitzbank eine großzügige Ebene, die zum Schlafen für zwei normalgebaute Personen ausreichend ist. Lediglich der Absatz zwischen umgelegter Lehne und dem Kofferraumboden muss überbrückt werden, damit der Rücken die Nacht übersteht. In diesem Fall wurde der Höhenunterschied mit entsprechenden Polstern und Decken ausgestopft, die zur Transportsicherung sowieso im Auto liegen können.
Anstatt einer dicken Schaummatratze soll hier eine Luftmatratze von Amazon zum Einsatz kommen. Vorteile dieses Produkts:
- Die Matratze hat zwei nebeneinanderliegende Kammern, die man unabhängig von einander aufblasen kann. Je nach Platzbedarf kann man die kleinere, die größere oder beide Hälften aufblasen (Verhältnis 2 zu 3).
- Das Material ist angesichts des Preises gut verarbeitet und macht einen robusten Eindruck. Die Unterseite ist glatt, die Oberseite mit Velours beschichtet.
- Ein elektrische Luftpumpe für den Anschluss am Zigarettenanzünder ist im Lieferumfang enthalten sowie zwei kleine Luftkissen.
- Wenn man das Luftbett nicht benötigt, verschwindet es schnell in einem kleinen Säckchen und passt mühelos in das Bodenfach des Kofferraums.
Quelle: Amazon
Da das Kopfteil der Matratze teilweise über dem Fußraum der Rückbank liegt, sollte man dort eine Vorrichtung zum Abstützen vorsehen. Das kann zum Beispiel die herausnehmbare Hutablage des Model S sein, oder ein zusätzliches aufblasbares Kissen. In diesem Fall kommt eine Fußstütze von Amazon zum Einsatz.
Was nicht passt, wird passend gemacht!
Nach der Lieferung wurde die Matratze sofort ausprobiert und festgestellt, dass sie prinzipiell gut ins Fahrzeug passt, außer im Bereich der Radkästen. Die vorgesehenen Aussparungen sind etwas zu klein für die Innenmaße im Model S. Das Material bäumt sich dadurch links und rechts am Rand derart auf, dass man als Bettgast immer wieder in Richtung Mitte rollt. Die Lösung des Problems wäre, die Matratze an dieser Stelle zu verkleinern. Aber ist das möglich, so dass sie anschließend wieder dicht wird und trotzdem betastbar bleibt?
Die Basis einer Luftmatratze sind zwei PVC-Folien, die am Rand miteinander verschweißt sind. Auf der Fläche sind die beiden Seiten über Kammern miteinander verbunden, damit die Matratze im aufgeblasenen Zustand flach bleibt und sich nicht zum Ballon aufbläst. Das Schweißen von PVC erfolgt in der industriellen Fertigung mit entsprechenden Werkzeugen unter Druck und einer bestimmten Temperatur. Es kommt dabei kein Klebstoff zum Einsatz, sondern das PVC verbindet sich durch punktuelles Verschmelzen entlang der Schweißnaht. Damit diese einerseits dicht ist, und andererseits nicht durchbrennt, kommt es bei der Bearbeitung auf folgende Aspekte an:
- Die Temperatur sollte zwischen 250 und 280 Grad Celsius liegen
- Auf die Schweißnaht sollte ein gewisser Druck ausgeübt werden, damit sich die beiden Folien wirklich miteinander verbinden.
- Die Dauer der Temperatureinwirkung ist entscheidend, damit die Naht dicht und stabil bleibt.
Zur Bearbeitung der Matratze wurde folgendermaßen vorgegangen:
- Zuerst zeichnet man mit einem Permanentmarker die gewünschte Form auf die Folie im luftleeren Zustand. Bitte beachten, dass die Form sich durch das Aufblasen entsprechend wölbt. Es ist darauf zu achten, dass keine Ecken entstehen, sondern stets runde Bögen mit großem Radius, weil die Naht später nach dem Aufblasen sonst ungleichmäßig belastet wird und reißen kann.
- Bevor es ans Schweißen geht, sollte man die Anzeichnung noch einmal überprüfen. Die angrenzenden Luftkammern der Matratze sollten nicht verletzt werden. Die Schweißnaht sollte nicht zu dicht an den abgesteppten Verbindungen zwischen den Folien liegen, weil man sonst die Zwischenverbindungen verkleben und die Matratze sich beim Aufblasen nicht mehr entfalten kann.
- Das eigentliche Schweißen erfolgt mit einem alten Bügeleisen ohne elektronische Temperaturregelung auf der höchsten Stufe. Das untergelegte Backpapier verhindert das Festkleben des Eisens am PVC und erleichtert eine fließende Bewegung. Nun ist es wichtig, die richtige Mischung aus Temperatur, Druck und Anpressdauer zu finden. Es wird empfohlen, eines der beiliegenden Kissen als Testobjekt zu verwenden, bevor man sich an die eigentliche Matratze traut.
- Das Abschneiden der überschüssigen Folienteile sollte erst nach einer ausgiebigen Dichtheitsprüfung unter Belastung erfolgen. Nur so hat man ggf. Material zum Nacharbeiten. Es ist empfohlen, die neue Schweißnaht mindestens 15mm breit stehen zu lassen. Unter dem Druck der Luft kann sich die Naht durchaus auch nachträglich wieder etwas auseinander ziehen.
Man kann sich darauf einstellen, dass es nicht auf Anhieb klappt und alles dicht ist. Kleine Einrisse oder Undichtigkeiten an der Schweißnaht kann man mit dem Bügeleisen nacharbeiten. Wurde eine Stelle im PVC zu stark erhitzt, wird sie dünn oder porös und reißt bei intensiver Belastung ein. In dem Fall muss man die Naht über eine gewisse Länge nachziehen und dabei ggf. auch etwas weiter nach innen setzen.
Durch den Zuschnitt passt unsere Matratze jetzt perfekt in den hinteren Teil unseres Tesla Model S. Das erste Probeliegen war auf jeden Fall erfolgreich und wir können auf einige laue Sommernächte hoffen.