Cobi Smart Bike

20.09.2016

Das Fahrrad der Zukunft ist vernetzt. Nachdem ich von dem Frankfurter Startup Cobi gehört habe, war mir schnell klar dass ich dieses Produkt haben muss und deshalb war die Bestellung abgesetzt, bevor der kommerzielle Marktstart überhaupt begonnen hat. So musste ich noch ein paar Monate auf das Gerät warten aber es hat sich gelohnt. Jetzt endlich ist er da: Der Allround-Fahrradcomputer.

Das Prinzip

Cobi ist ein Fahrrad-Computer der am Lenker montiert wird. Er beinhaltet einen großen Akku, ein helles LED-Licht, einen Daumen-Controller und eine Halterung für das Smartphone. Dabei steuert man während der Fahrt mit dem Daumen die Beleuchtung, die Mediennutzung (Musik und mein Favorit: Podcasts), die Navigation und man erhält Informationen wie Geschwindigkeit und sogar den Kalorienverbrauch.

Das Gerät

Das Hauptmodul wird einfach am Lenker über die Verklemmung des Lenkervorbaus an der Lenkerstange auf dieselbe geschraubt. Dadurch ist das Gerät optimal in Sichtweite mittig positioniert. Es beinhaltet den eigentlichen Computer, einen großen Akku, einen Lautsprecher für Tonsignale und sogar als Alarmsignal und die Montagefläche für die Smartphone-Halterung. Mit der Universalhalterung für das Mobiltelefon bin ich maximal flexibel und für mein Samsung Galaxy benötige ich keine wasserfeste Hülle weil das Samsung bereits in sich wasserdicht ist. Es gibt aber auch Wetterfeste Hüllen für Smartphones die damit vollständig gekapselt sind.

Insgesamt ist die Montage etwas fummelig zumal das Licht extra selbst montiert werden muss. Am Ende ist es aber für den versierten Tüftler gut zu bewältigen. Notwendiges Werkzeug liegt der Verpackung bei. Ich habe ca. 30 Minuten gebraucht.

Das Rücklicht

Als optionales Zubehör gibt es ein Rücklicht, welches einen eigenen eingebauten Akku hat, den man per Micro-USB aufladen kann.

Dieses Rücklicht soll sich mit dem Hauptgerät einschalten und zusammen mit dem Daumen-Controller sogar als Blinker genutzt werden. Außerdem soll das Licht durch Beschleunigungssensoren erkennen, dass man verzögert - also bremst - und wird dann heller. Quasi also wie ein automatisches Bremslicht. Echt clever. Leider ist nirgendwo beschrieben wie das aktiviert werden soll und ich habe noch noch nicht zum Laufen gebracht. Gerüchte sagen, dass diese Funktionen erst mit einem kommenden Update bereitgestellt werden.

Der Akku

Unter dem Smartphone-Halter ist das Fach in dem sich der große Hauptakku befindet.
Dieser dient dem Gerät zur Stromversorgung. Er ist aber derart üppig dimensioniert, dass man damit auch den Hauptscheinwerfer betreiben kann als auch das Smartphone aufladen kann.

wenn man den Akku mit einem Handgriff herausnimmt um ihn z.B. aufzuladen (etwas fummelig), dann klafft eine große Lücke in der Haupteinheit. Übrigend scheint dort noch ein weiterer Akku eingebaut zu sein, weil ich gesehen habe, dass das Licht bei einem sich nähernden Smartphone auch angehen kann ohne dass der Hauptakku eingebaut ist. Bemerkenswert!

Der Akku selbst kann wieder mit einem USB Kabel aufgeladen werden. Wegen der schieren Größe dauert dass allerdings viele Stunden. Es kann durchaus sein, dass er es über Nacht nicht schafft, vollständig aufzuladen. Möglicherweise hat er keine Schellladefunktion sondern lädt mit den bei USB üblichen 500mA.

Bei mir hat der Akku eine extrem hohe Leistungsdauer bewiesen. Ich fahre täglich 20 km zur Arbeit und zurück. Dabei nutze ich das Smartphone dauernd und das Licht brennt zumindest teilweise. Dennoch ist der Akku am Ende einer 5-Tage-Woche nicht mal halb leer. Das ist sehr positiv.
Schade: Auf der Cobi-Homepage wird damit geworben, dass man den Cobi per Kabel an einen Nabendynamo anschließen kann um den Akku dadurch auch während der Fahrt nachzuladen. Leider gibt es dieses Kabel auch nach Nachfrage noch nicht. Bei der Akku-Kapazität kann ich es noch verkraften aber ich will dieses Feature dennoch haben für weitere Strecken und die Unabhängigkeit.

Die USB-Buchse an der Seite des Hauptgeräts dient zum Anschließen des Smartphones zum Laden. Dazu ist extra ein kurzes Ladekabel dabei. Für mich etwas ungewohnt: Wenn ich mein Smartphone im Landscape Modus verwende (also querliegend), dann meistens mit der Ladebuchse rechts. Wenn ich das Smartphome im Cobi aufladen möchte, muss ich die Buche nach links drehen. Das ist aber nur Gewohnheitssache.

Der Daumen-Controller

Das hat sich für mich im Alltag als nützlich erwiesen: Mit ihm kann man viele Funktionen der Cobi-App bedienen ohne dass man auf dem Touch-Screen des Smartphones drücken muss.

Der Controller unterstützt vier Steuerungsrichtungen, einen Ok-Knopf in der Mitte und einen Klingelknopf. Darüber hinaus kann der Controller unterscheiden zwischen kurz und lang drücken. Man hat somit weitere Funktionen zur Verfügung. Der Extra-Knopf entlockt dem im Cobi eingebauten Lautsprecher ein Klingeln. Lauf Verkehrsordnung ist das nicht als Ersatz für eine mechanische Klingel zugelassen aber ich habe die alte Glocke tatsächlich abgeschraubt.
Zuguter letzt hat der Controller noch einen Leuchtring der z.B. den Zustand des Front-Lichts anzeigt was tagsüber nützlich ist.

Die Smartphone App

Die App kann man kostenlos im Google Play Store laden. Sie funktionierte seit Anbeginn recht gut wurde aber vom Hersteller auch schon mehrfach aktualisiert. Das gilt übrigens auch für die Firmware des Hauptgeräts. Die Lösung ist natürlich erst kurz auf dem Markt und mit kleineren Fehlern ist zu rechnen. Aber ich finde es löblich, dass der Hersteller kontinuierlich weiter daran arbeitet.
Wenn man die App startet muss man zunächst die Verbindung zum Fahrrad herstellen und ein paar Daten zur Konfiguration eingeben. Solange das Smartphone nicht im Halter eingelegt ist, zeigt sich die App im Konfigurationsmodus.

Man sieht dort Angaben zum Standort, zur Mediennutzung und Batteriezustand wenn das Fahrrad in der Nähe ist. Hier kann man auch die Alarmanlage aktivieren und deaktivieren. Diese gibt über den eingebauten Lautsprecher ein Alarmsignal, wenn das Gerät erschüttert wird.
wenn man das Gerät einklinkt bzw. in der App den unteren Bereich anklickt, dann schaltet die App um in den Fahrradmodus.

Ab hier lässt sich alles über den Daumen-Controller bedienen. Das ist übersichtlich und auch während der Fahrt gut benutzbar. Mit der Bedeutung der Tasten des Daumen-Controllers habe ich manchmal Schwierigkeiten. Beim Bewegen durch das Menü ist mir zeitweise unklar ob ich jetzt auf/ab oder links/rechts drücken muss bzw. ob ich jetzt kurz oder lang drücken muss. Das ist mir auch nach tagelanger Nutzung noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Hier könnten zukünftige Updates noch etwas mehr Einfachheit herein bringen.
Weiterhin fällt mir auf dass die App manchmal beim Umschalten auf den Fahrradmodus das Front End auf dem Kopf stellt. Ich gebe mir Mühe das Smartphone so zu drehen, dass die Gyrosensoren deutlich oben und unten erkennbar machen aber das scheint die App nicht zu beeinflussen wo oben und unten dargestellt wird. Dann hilft nur App beenden und neu starten. Das nervt etwas.
Die App zeigt beim Fahren die Höhenmeter und die gefahrenen Kilometer an. Ich wünsche mir noch, dass die App sich die Gesamtfahrleistung merkt im Sinne eines Gesamtkilometer-Zählers. Wäre in der Softwre mit Leichtigkeit umsetzbar.
Die Navigations-Funktion arbeitet bei ersten Tests zuverlässig. Lediglich die Ansagen über Kopfhörer sind in meinen Versuchen oft unpassend und verwirrend. Da geht noch was.

Mein Fazit

Für mich als Technik-begeisterter Mensch ist das bis jetzt mein Gadget des Jahres. Endlich habe ich alle Funktionen die ich schon immer mal an einem Fahrrad haben wollte, in einer Lösung vereint. Es gibt ein paar Verbesserungspotenziale in der Bedienung der Software und ich warte auf das Ladekabel für den Nabendynamo. Aber bisher bin ich von dem Teil mehr als nur begeistert.
Wenn ich noch einen Wunsch haben darf: Da ja alle Daten eh im Smartphone verfügbar sind wünsche ich mir als Tüftler eine API vorzugsweise in einer Cloud, über die ich auf Daten und Events zugreifen kann. dann würde ich diese Informationen in meinem eHome zur Auswertung einbinden. Damit lassen sich sicherlich interessante Use Cases ausprobieren wie Monitoring des Kalorienverbrauchs, Vergleich von Durchschnittsgeschwindigkeit oder Maximalgeschwindigkeit, oder einfach die Information dass ich bald ankomme für meine Familie. Super spannend wie ich finde ...

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