Das Auto - der Deutschen liebstes Kind
Bereits als junger Mann habe ich mich besonders für Autos interessiert. Das liegt daran, dass ich auf dem Land aufgewachsen bin, jenseits von öffentlichen Verkehrsmitteln. Jede Fahrt zur Schule, zum Einkaufen, zu Freunden oder später zur Arbeit konnte nur mit einem eigenen fahrbaren Untersatz bewältigt werden. Das führt unweigerlich dazu, dass jeder heranwachsende Mensch sehnlichst darauf gebrannt hat, mit dem 18ten Geburtstag den eigenen Führerschein in den Händen zu halten und idealerweise auch das passende Fahrzeug dazu zu haben. Entsprechend bedeutsam war insbesondere für die jungen Leute die Auswahl dieses Fahrzeugs. Und weil man in der Regel kein Geld hatte für einen stylischen Sportwagen, wählte man oft ein älteres Fahrzeug - idealerweise mit einem gewissen Kult-Status - und eignete sich das notwendige Wissen und die Fähigkeiten an, diese Fahrzeuge selbst instand zusetzen oder zu Tunen. Auch ich war von dem "Jungtimer"-Virus befallen. Mein erstes selbst hergerichtetes Auto war ein Ford Taunus I GXL Coupe mit V6-Motor, den ich in jahrelanger Arbeit mühsam hergerichtet habe.
Der Wagen hat mich einige Jahre begleitet als Alltagsfahrzeug zumindest in den Sommermonaten. Bis heute ist er in meinem Besitz, zugelassen und fahrbereit. Aber um das soll es hier nicht gehen.
Über die Jahre gehörte es zu meinem beruflichen Alltag, mit dem Auto die langen Wege zum Studium und später zum Büro zu bestreiten. Viele Kilometer wurden da angesammelt und damit verbunden eine steigende Frustration über den steigenden Berufsverkehr, Massenunfälle auf Autobahnen, pöbelnde Autofahrer und kritische Verkehrssituationen. Das führte mich zur Entscheidung, das tägliche Autofahren irgendwann aufzugeben und statt dessen in die jeweilige Nähe meiner Arbeitsstätte zu ziehen. Fortan konnte ich zur Arbeit laufen oder zumindest mit dem Fahrrad fahren bis heute. Natürlich hatte ich über die Jahre weiterhin ein Auto, teilweise sogar Firmenwagen, um Dienstreisen und private Fahrten mit der Familie zu bestreiten. Aber für mich reduzierte sich dessen Nutzung auf das Notwendige und ich bin vom Auto-Fan zum Auto-Muffel mutiert.
Zumindest der letzte berufliche Wechsel war dann der Anlass, den bisherigen Dienstwagen abzugeben und mich wieder selbst um einen fahrbaren Untersatz für die Familie zu kümmern. Zufällig in dieser Zeit wurde in der Öffentlichkeit der Skandal um die Diesel-Abgase deutscher Autohersteller diskutiert. Wie Viele war auch ich sehr enttäuscht von dem Verhalten der Autoindustrie und für mich als Technik-Freak stand fest: Nie wieder kann ich für den Alltag einen solchen Verbrenner fahren geschweige denn anschaffen. Wenn nicht ich mich als Gutverdiener und Ingenieur auf alternative Antriebstechnologien einlasse, wer soll es denn sonst tun? Auch als Beispiel für meine eigenen Kinder kommt somit nur noch ein Fahrzeug mit Elektroantrieb in Frage.
Zu diesem Zeitpunkt war die Auswahl allerdings eher eingeschränkt und man konnte sich nur zwischen einem Tesla-Model S oder einem Kleinstwagen aus Asien entscheiden. Im Grunde war es eine reine Trotzreaktion, dann zu dem Tesla zu greifen und dann gleich richtig: Ein Tesla Model S P100D.
Steckbrief Tesla Model S P100D
Modell: Tesla Model S P100D Ludicrous+
Motorisierung: 2x Drehstrom Asynchronmotor (Induktionsmotor)
Max. Drehmoment: 967 Nm
Max. Geschwindigkeit: 250km/h
Autopilot: Hardware: 2.5; Verbesserte Autopilot-Funktionalität, Volles Potenzial für autonomes Fahren
Bordcomputer: MCU1
Ausstattung: Pearl White Multi-Coat Paint, Schiebedach, Innenraum Schwarz Premium Eschenholz, Komfort-Paket mit Winter/Dolby Sound, Premium-Upgrade, Smart Air-Luftfederung
Länge: 4.970 mm
Breite: 1.964 mm
Höhe: 1.445 mm
Radstand: 2.960 mm
Ladevolumen: 1.645 L
Kofferraumvolumen: 745 L
Leergewicht: 2.316 kg
Gesamtgewicht: 2.720 kg
Max. Leistung: Ludicrous+ (von Sinnen) 568 kW (772 PS)
Beschleunigung 0-100 km/h: Insane 3,5s (Ludicrous 2,6s, Ludicrous+ 2,2s)
Akkukapazität: 100kWh (16 Module x 516 Zellen pro Modul = 8256 Zellen)
Max. Ladeleistung: Wechselstrom 3,8 kW (1 Phase), 16,5 kW (3 Phasen), Gleichstrom 125 kW
Durchschnittsverbrauch: 22 kWh/100 km
Reichweite: 507 km (EPA), 613 km (NEFZ), 470 km real bei 100% Ladung, 420 km real bei 90% Ladung
Ladekurve: 20 Minuten bis 50%, 40 Minuten bis 80%, 75 Minuten bis 100%
Bereifung: Vorne 245x35x21 auf Felge „Turbine“ 21x8,5j ET40, hinten 265x30x21 auf Felge „Turbine“ 21x9j ET40
Die Fahreigenschaften
Die Motorleistung beim Tesla Model S verhält sich Elektromotor-typisch und hat über den Drehzahlbereich von Null bis 18k u/min eine fast gerade Kraftentfaltung. Damit lässt sich der Wagen bis 250 km/h nahtlos und ohne zu schalten beschleunigen, bis dann die elektronische Begrenzung dem Spaß ein Ende bereitet. Bei meinem Performance Modell kann man je nach Fahrmodus eine Beschleunigung von mehr als 10,3 m/s^2 erzielen, was mehr als 1 G ist - also schneller als der freie Fall durch die Erdbeschleunigung (9,81 m/s^2). Dabei wird man derart in den Sitz gepresst, dass man für einen Moment den Körper nicht aus eigener Kraft nach vorne beugen kann. Die Diskussion über die Notwendigkeit solcher Fahrleistungen erübrigt sich. Für mich bedient das Fahrzeug den emotionalen Zugang zur Mobilität ebenso wie die Erwartung an ökologische Fußabdruck. Durch den schweren Akku, der vollständig als flaches Brett im Unterboden verbaut ist, entsteht ein optimal tief liegender Schwerpunkt, der das gewichtige Fahrzeug sportlich und sicher über den Asphalt gleiten lässt. Kein anderes Serienfahrzeug kann heute dieses Fahrgefühl an den Lenkenden vermitteln und gleichzeitig den Zweck einer reisetauglichen Familienkutsche erfüllen.
Das Supercharger-Ladenetzwerk
Die Umstellung auf die Elektromobilität ist unweigerlich verbunden mit der Einführung einer dazu passenden Ladeinfrastruktur. Diesen Zusammenhang hat Tesla früh erkannt und deshalb zeitig damit begonnen, für die eigenen Autofahrer ein umfassendes Lade-Netzwerk aufzubauen. Die sog. Super-Charger überspannen in den USA als auch in Europa jeweils den gesamten Kontinent, so dass entlang der Hautpverkehrsrouten eine flächendeckende Versorgung für den Langstreckenverkehr sichergestellt ist. Für die alltägliche Beladung jenseits der Fernstrecken, sozusagen der letzten Meile, sorgen sogenannte Tesla Destination Charger in Hotels und öffentlichen Locations, die Steckdose zuhause, auf der Arbeit oder die öffentliche Ladestation im nahegelegenen Supermarkt bzw. Parkhaus. Aber als Tesla-Fahrer schätzt man die Qualität und dauerhafte Verfügbarkeit der Super-Charger insbesondere, wenn man sie vergleicht mit öffentlichen Ladesäulen anderer Hersteller.
Die Software-Orientierung von Tesla
Tesla setzt nicht nur bei den Fahrleistungen und der Antriebstechnik neue Maßstäbe. Auch die Bedienung, Wartung und der Alltags als Fahrer lassen erkennen, dass die Software-Entwicklung bei Tesla einen hohen Stellenwert hat. Wichtige Fahrzeugeigenschaften lassen sich auch nach dem Kauf noch für lange Zeit über regelmäßige Software Updates erweitern und verbessern. Das ermöglich auch das Nutzen einer App für iPhone und Android zur Fernsteuerung einiger Funktionen. Die Software-Schnittstelle, die sog. API (Application Programmable Interface) ist dabei halb öffentlich oder zumindest zugänglich und kann von Programmierern genutzt werden, um das Fahrzeug mit unkritischen Funktionen in eigene Anwendungen zu integrieren. Im Blog hundhome.de werde ich zukünftig sicherlich eine Integration des Autos in meine Smart Home Welt ausprobieren und anschließend hier darüber berichten.
Fazit
Nach der Entgegennahme des Wagens im Service Center in Frankfurt stellte sich das erwartete positive Gefühl sofort ein und ist bis heute geblieben. Ein Wiedereinstieg in die Verbrenner-Welt erscheint undenkbar. Mit dem Model S hat Tesla bewiesen, dass Elektromobilität kein Kompromiss für ökologische Autofahrer ist, sondern eine überzeugend bessere Alternative Lösung sein kann.