Wie lädt ein Fiat500e an einem Tesla Wall Connector?

25.01.2021

Die Elektromobilität hat inzwischen bei vielen Haushalten Einzug gehalten. Wer sich einmal an die Veränderung im Fahrverhalten gewöhnt hat, will es nicht mehr missen und inzwischen entwickelt sich bei manchen Familien die Bereitschaft, alle Fahrzeuge im Haushalt umzustellen: Der bisherige Erst- oder Zweitwagen wird auch elektrisch. Insbesondere Tesla-Fahrer kaufen einen kleinen E-Flitzer - gerne auch bei einer anderen Marke - und wollen ihn an dem längst etablierten Tesla Wall-Connector aufladen. Als wir unseren neuen Fiat 500e zum ersten Mal an das Tesla Ladegerät angeschlossen haben, kam es aber schnell zur Ernüchterung: Er lädt nicht und das Auto zeigt einen Fehler an. Hier beschreibe ich, wie es dazu kommt und wie wir es beheben konnten.

Der Tesla Wall Charger

Als Tesla die ersten Elektrofahrzeuge auf den Markt gebracht hat, wurde schnell klar, dass das beste E-Mobil nichts wert ist, wenn es keine Möglichkeit zum Aufladen gibt. Deshalb hat man ein zweistufiges Konzept als umfassende Ladelösung ins Leben gerufen: Für Fernreisende wurden schnellladende Gleichstromladesäulen - die Tesla-Supercharger - an strategischen Knotenpunkten an den Fernstraßen errichtet. Das Netz ist heute eines der größten Ladenetzwerke der Welt. Für das Nachladen zuhause, am Zielort oder für die täglichen Pendelstrecken wurden stattdessen kleinere Wandladegeräte bereitgestellt. Die sogenannten Tesla Wall Connector unterstützen die technisch weniger komplexe Wechselstromladung AC bis maximal 22kW und lassen sich mit vergleichsweise wenig Aufwand montieren.
Während die gewöhnlichen Wall Connector für die private Nutzung so konzipiert sind, dass man sie auch mit Nicht-Tesla-Fahrzeugen verwenden kann, gibt es auch eine Variante, die speziell für den Einsatz als sogenannte Destination Charger gebaut wurde. Äußerlich nicht zu unterscheiden, können Destination Charger nur von Autos der Marke Tesla genutzt werden. Tesla hat einen Geschäftszweig eröffnet, indem diese Ladeboxen mit einer speziellen Konfiguration für Hotels und Gastbetriebe zur Verfügung gestellt wurden, damit deren Tesla-fahrende Kunden eine exklusive Lademöglichkeit haben. Im Gegenzug dazu werden die Betriebe auf der inzwischen stark gewachsenen Karte für Destination Charger gelistet.
Der Tesla Wall Connector wird inzwischen in dritter Generation und in Deutschland mit 3 Phasen angeboten. Die Typen lassen sich übrigens anhand ihrer aufgeklebten Produktnummer unterscheiden:

P/N Typ
10050071-00-x Tesla Wall Connector für alle Fahrzeuge mit kurzem Kabel Typ 2
10050071-01-x Tesla Wall Connector für alle Fahrzeuge mit langem Kabel Typ 2
10050071-03-x Tesla Destination Charger nur für Tesla Fahrzeuge

Das "x" am Ende der Produktnummer ist ein Großbuchstabe und kennzeichnet vermutlich Unterversionen.

Ursache für Kommunikations-Probleme

Wenn ein Elektrofahrzeug an einem Wall Charger mit Typ2-Stecker angeschlossen ist, ermittelt die Ladeelektronik des Autos über eine Steuerleitung zur Box mittels der sogenannten Widerstandserkennung dessen maximale Leistung. Das Steckerformat ist im Europäischen Standard IEC 62196-1 festgelegt, das technische Verfahren zur Übermittlung der Ladeleistungsdaten steht im Standard SAE J1772 (Stecker-Typ 1, USA) und in der Europäischen Variante IEC 61851. Vermutlich durch verschiedene Interpretationen dieser Steuersignale kommt es vor, dass manche Nicht-Tesla-Fahrzeuge am Tesla Wall Connector dessen Signale nicht richtig deuten. Manche Fremdfahrzeuge blockieren das Laden dann vollständig (z.B. Fiat 500e) oder sie fordern die Ladeverbindung dennoch an - teilweise nach einer längeren Wartezeit (z.B. Renault Zoe).

Einstellung des Tesla Wall Connector

Ob das Problem nun bei Tesla als Hersteller des Wall Connector oder bei den Fremdfahrzeugen liegt, kann hier nicht genau festgestellt werden. Es gibt dazu einige nicht bestätigte Berichte im Internet. Es bleibt aber festzustellen, dass es im Tesla Wall Connector einen Mikroschalter gibt, in dem einen sogenannten "Legacy"-Modus erzwingen kann. Wenn dieser aktiviert ist, hält sich das Gerät offensichtlich strenger an den Standard und ist dadurch zu mehr Fahrzeugen kompatibel.

Wer keine Ausbildung und Erfahrung im Umgang mit stromführenden elektrischen Systemen hat, darf diese Tätigkeiten nicht selbst vornehmen. Es besteht Lebensgefahr!
Wer zur den Arbeiten an elektrischen Geräten berechtigt ist, kann die Umstellung über folgende Schritte erreichen:

  1. Unbedingt vor dem Öffnen des Tesla Wall Connectors die dazugehörige Sicherung trennen!
  2. Den Wall Connector öffnen, indem man zuerst die Abdeckung löst und danach die Torx-Schrauben des eigentlichen Deckels ausdreht.
  3. Im Gehäuse der Ladestation befinden sich unten links zwei Mikroschalter (DIP1 und DIP2). Der zweite Schalter sollte laut Tesla immer auf "on", also oben stehen. Das bewirkt, dass der Wall Connector im sogenannten "normal"-Modus läuft, der eigentlich von jedem Fahrzeug unterstützt werden sollte, aber dennoch bei manchen Fahrzeugen zu Problemen führt. Dieser Schalter sollte im Fall von Problemen nach unten gestellt werden in den "Legacy"-Modus.
  4. Danach ist das Gehäuse wieder zu verschließen und die Abdeckung zu montieren.
  5. Erst zum Schluss ist die Stromversorgung wieder einzuschalten. Erst jetzt wird die Position des Mikroschalters neu eingelesen.

Bemerkungen:

  • Ein Umschalten des Mikroschalters im laufenden Betrieb bewirkt nichts und ist darüber hinaus lebensgefährlich, weil spannungsführende Bauteile bei offenem Gehäuse nicht abgedeckt sind.
  • Alle anderen Schalterstellungen sollten in dem Zusammenhang nicht verändert werden. sie haben mit der Kompatibilität zu Fremdfahrzeugen nichts zu tun.
  • Es ist bisher nicht bekannt, dass die Position des Mikroschalters 2 nach unten für Tesla-Fahrzeuge einen Nachteil mit sich bringt. Dennoch wird hier darauf hingewiesen, dass Tesla in der Montageanleitung des Wall Connectors von dieser Schalterstellung abrät und bittet, sich vor der Umstellung mit Tesla in Verbindung zu setzen.

Jedenfalls konnte mit unseren Tesla Model " (Bj. 2018) sowie einem Fiat 500e (Bj. 2021) die Funktionsfähigkeit mehrfach bestätigt werden.

Quellenangaben

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